Im September 2021 startete am Standort Regensburg der Pilotkurs „No- und Low Code Entwickler:in“. Die Qualifizierung wurde gemeinsam vom CITT und der Regensburger Digital Factory konzipiert. Wie es so ist, Teil einer Pilotgruppe zu sein, warum lebenslanges Lernen immer wichtig ist und warum er sich nicht als Museumswärter sieht, erzählt uns Christian Obermeier, Simulation Mentor bei Continental Automotive in Regensburg.
Christian, was machst Du genau bei Continental, und warum ist Qualifizierung wichtig für Dich?
Ich erstelle Simulationen – ich bilde also eine beliebige Situation virtuell nach, und dass – je nach Situation – in sehr verschiedenen Abstraktionsebenen. Im Wesentlichen machen wir das für Materialfluss-Themen inkl. der Auslegung von fahrerlosen Transportsystemen (aAGV), aber auch für Anlagensimulationen und vor kurzem auch für eine Verkehrssimulation. Da ging es darum, dass wir einen externen Logistik-Dienstleister und seine Lagerhalle angebunden haben, um seine Versorgungs-Performance einschätzen zu können. Dafür benutzen wir bestimmte Programme mit sehr spezifischen Programmiersprachen. Unsere Simulationen reichen von einer rein numerischen Simulation zu kompletten 3D-Darstellungen und sogar der Möglichkeit, eine Szene mit einer VR-Brille nicht nur live zu erleben, sondern dabei auch interaktiv eingreifen zu können. Die größte Herausforderung dabei: die Datenbeschaffung und die Umsetzung der Ablaufbeschreibung unserer Kund:innen. Da muss man auch manchmal die Daten auch etwas Inter- und Extrapolieren…
Studiert habe ich vor ziemlich vielen Jahren Fahrzeugtechnik. Als ich mein Diplom machte, waren im Auto noch Vergaser aktuell, Einspritzsysteme gerade so auf dem Vormarsch, von Elektromobilität keine Spur. Das meiste was ich jemals gelernt habe, ist schlicht veraltet. Auf diesem Stand stehen zu bleiben, ist weder mein Anspruch, noch möchte ich jemals tatsächlich zum „Alten Eisen“ gezählt werden. Meiner Meinung nach gilt das Thema „Wissensverfall“ aber für praktisch alle technischen Berufe. Einige haben ja geradezu atemberaubende Zyklen in denen Neuerungen entstehen, wie maschinelles Lernen oder auch künstliche Intelligenz.
Wer sich also nicht permanent weiterbildet, landet über kurz oder lang auf dem „Schrottplatz des veralteten Wissens“ und da will ich nicht hin. Und als Museumswärter sehe ich mich auch nicht.
Christian Obermeier
Du hast gleich zwei Qualifizierungen gemacht, den „No- und Low Code Entwickler“ und den „Entwickler Basic“. Was hat Dich daran interessiert und was versprichst Du Dir von den Kursen?
Mir war es wichtig die grundlegenden Vorgehensweisen, Methoden und Prozesse beim Programmieren besser kennenzulernen: Wie werden Software-Projekte strukturiert und aufgesetzt, um auch verteilt bzw. gemeinsam daran arbeiten zu können? Welche Teststrategien sollten für eine Software berücksichtigt werden? Wie erzeuge ich wiederverwendbare Software-Module?
Die vermittelte Programmier-Sprache C# war für mich nicht ausschlaggebend, weil ich im täglichen Job eine sehr spezielle Programmiersprache nutze. Ich bin mehr an der „Denke“ hinter der Programmerstellung interessiert.
Es ist schwierig zu sagen, was mir ein bestimmter Kurs in der Zukunft bringt. Mein pragmatischer Ansatz: Falls sich herausstellt, dass das Gelernte sich weder für die Firma noch für mich vorteilhaft einsetzen lässt, denn werde ich mich wieder weiterbilden, so einfach ist das: Learn => Apply => Repeat!
Du warst Teil einer Pilotgruppe, die den „No- und Low Code Entwickler“ absolviert haben. Was hast Du dabei gelernt und was würdest Du anderen Interessent:innen empfehlen?
Ich fand es ehrlich gesagt sehr spannend, zumal ich jetzt auch im Nachgang merke, dass unser Feedback ernst genommen wird und geschaut wird, wo Anpassungen möglich sind.
Für mich persönlich war es eine Herausforderung, rein virtuell zu lernen. Jetzt habe ich ein Gefühl dafür bekommen, wie es den Schulkindern in den letzten zwei Jahren immer wieder ging. Vielleich bin ich dahingehend „old school“, aber ich brauche die unmittelbare Interaktion mit den Referent:innen und den Kolleg:innen, das „alleine vor dem Bildschirm sitzen“ ist nichts für mich.
Ich hätte mir auch etwas mehr Zeit zwischen den Blöcken gewünscht, damit man Verpasstes nachholen kann. Der ein oder andere fällt ja doch mal aus, nicht zuletzt krankheitsbedingt.
Inhaltlich reicht eine Affinität zu „Software“ vollkommen, und Begeisterung und Motivation gehen sowieso Hand in Hand. Man muss sich darauf einlassen wollen und sich nicht einschüchtern lassen, wenn man nicht alles sofort versteht. Es bleibt mehr hängen als man meint! Und über Nacht ist auch noch kein Programmierer-Meister vom Himmel gefallen.
Info:
Die Qualifizierung "No- und Low Code Entwickler:in" richtet sich an Akademiker:innen, die eine Affinität zu Daten, Datenpflege und analytischen Aufgabenstellungen mitbringen.
In dieser Weiterbildung wird ihnen ein grundlegendes Verständnis zu Daten und Datenbanken vermittelt. Sie bekommen einen ersten Überblick über verschiedene Plattformen und Tools, mit denen sie mit wenig Programmieraufwand Daten-Anwendungen erstellen können.
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