„Manche denken in meinem Alter schon an die Rente, ich wollte es nochmal wissen!“
Mit über 50 hat Roswitha Dörner im CITT Intensivkurs zur Maschinen- und Anlagenführerin wieder gelernt zu lernen – Jahrzehnte nach dem Schulabschluss.
Eigentlich wollte Roswitha Dörner Kosmetikerin werden – der Job als Bandarbeiterin bei Continental war für die damals 19-jährige Friseurin nur eine Übergangslösung. Das war vor 32 Jahren. Heute ist “Rosi”, wie sie von ihren Kolleginnen und Kollegen am Standort Villingen-Schwenningen genannt wird, noch immer in der Produktion – seit fünf Jahren als Schichtführerin, bis vor Kurzem ohne industriellen Berufsabschluss. Das ist seit diesem Jahr anders, denn im Juli hat die 53-Jährige ihre IHK-Prüfung zur Maschinen- und Anlagenführerin erfolgreich abgeschlossen. Knapp zwei Jahre hat sie den berufsbegleitenden Intensivkurs absolviert, den das CITT speziell für die Anforderungen des Standorts umsetzt.
„Nach der ersten Woche wollte ich alles hinschmeißen!“
Der Vorschlag für die Weiterbildung kam von Roswitha Dörners Chef – und stieß zunächst auf wenig Begeisterung: „Ach du Schande, in meinem Alter nochmal eine Ausbildung?“ Erst nach ermutigenden Gesprächen mit dem Vorgesetzten und ihrem volljährigen Sohn gab Roswitha der Sache eine Chance. Doch der Start verlief holprig: „Nach einer Woche wollte ich alles hinschmeißen. Das viele Sitzen und Zuhören während des virtuellen Live-Trainings fielen mir extrem schwer, im Job bin ich ja immer auf Touren, ständig in Bewegung.“ Auch die Inhalte und die Menge des Stoffs erschien ihr unmöglich machbar: Formeln – Tabellenbücher – Mathe. „Zum Glück hat mein Chef mich beruhigt und seine Hilfe angeboten, genauso wie die Mechaniker bei mir in der Produktion.“ Auch im Unterricht, wo Roswitha die Klassenälteste ist, erhält sie Unterstützung: „Gerade Mathe war noch nie mein Ding, auch als junges Mädel nicht. Aber der Trainer war mega und hat gute Nerven gehabt mit uns.“
Wieder lernen zu Lernen – das ist für viele Erwachsene, die ihre Schul- oder Ausbildungszeit lang hinter sich gelassen haben, eine Herausforderung in der Weiterbildung. Roswitha Dörner biss sich durch und gewann nach und nach mehr Spaß, Zuversicht – und Ehrgeiz: „Manche denken in meinem Alter schon an die Rente, aber ich wollte es nochmal wissen! Also habe ich mich hingesetzt, einen Plan gemacht, und mich immer wieder Zeit zum Lernen eingeplant, dann ging das auch. Irgendwann fiel es mir leichter – auch dank der tollen Rückendeckung von allen Seiten.“
Ein neues Verständnis für die Zusammenhänge
Der am Standort Villingen übliche Aufbau des Intensivkurses als Blockunterricht und der Wechsel zwischen Theorie- und Praxisphasen und ihrem Job als Schichtleiterin, wo sie immer wieder vom Lernen „abschalten“ konnte, machten es Roswitha einfacher, am Ball zu bleiben. Mit dem Wissen wuchs auch ihre Neugier. Gerade der praktische Teil, der in den Ausbildungsstätten des Standorts durchgeführt wurde, weckte ein neues Verständnis – für die Materialien und Maschinen, aber auch für die Arbeit ihrer Kolleg:innen: „Seitdem stresse ich die Mechaniker in meinem Team auch nicht mehr so, weil ich jetzt selbst sehe was für eine Arbeit das ist und was da manchmal so dahintersteckt.“
Über die Monate durchläuft Roswitha in den Praxisphasen verschiedene Abteilungen, lernt neue Kolleg:innen kennen und erweitert stetig ihre Kenntnisse: „Ich bekam neues Wissen in Bereichen wie Kunststoff, Elektronik, Mechanik, ich habe gelernt, wie man fräst, dreht oder bohrt.“ Wenn es die Zeit zulässt, hat Rosi „ihre Jungs“ gebeten, ihr die verschiedenen Werkzeuge zu zeigen und zu erklären. Auch an die Maschinen traut sie sich erstmals ran: „Ein Grundinteresse war schon vorher da – ohne geht es auch nicht. Aber jetzt erkenne ich die Zusammenhänge und habe die Anlagen deutlich besser im Griff, das ist schon super.“
Rückblick auf eine „schöne, aber turbulente Zeit“
Im Juli hat Roswitha Dörner ihre IHK-Abschlussprüfung erfolgreich abgelegt – und wurde vom Continental Institut für Technologie und Transformation sogar als eine der besten Absolventinnen deutschlandweit ausgezeichnet. „In der Prüfung habe ich mich wieder gefühlt wie ein Kind. Aber dass ich jetzt den Schein in der Tasche habe, schwarz auf weiß, das macht mich schon stolz. “
Wie blickt die Absolventin einige Monate später auf die knapp zwei Jahre zurück? „Die Ausbildung war eine turbulente, aber auch schöne Zeit. Ich kann diese Erfahrung wirklich allen empfehlen – nur so bleiben wir fit für die Zukunft. Ja, man muss dranbleiben, aber man verliert absolut nichts. Man sollte sich auch niemals zu fein sein, einfach nachzufragen, wenn man etwas nicht versteht oder Dinge nochmal erklärt bekommen möchte. Ich bin sehr dankbar für diese Möglichkeit. Dass wir bei Continental Arbeit und Weiterbildung so gut verbinden können und dabei sogar weiter unser Geld bekommen – das ist doch mega! Ein riesiges Dankeschön geht auch an meine Kolleg:innen und alle anderen, die mich während dieser Zeit unterstützt haben!“
Info: Das CITT bietet die Ausbildung „Maschinen- und Anlagenführer:in“ regulär als Intensivkurs an, der in vier Monaten zum IHK-Berufsabschluss führt. Hier geht’s zum Kurs-Steckbrief. In Villingen-Schwenningen setzt das CITT zudem eine berufsbegleitende Variante um, die speziell auf die Bedürfnisse des Standorts zugeschnitten ist.